Philo-Coaching im KKL, Folge 3: Selbst-Aufklärung als Lebensaufgabe nicht nur in Krisenzeiten
In der letzten Folge dieser kleinen Reihe zum philosophischen Coaching in Business- und Lebenswelt nicht nur in Krisenzeiten wurde ein Überblick über die eigentlichen Existenzebenen gegeben. Heute gehe ich an- und abschließend auf einige weitere Begriffe und Wortbilder ein, die in der Überblicksgrafik der beiden vorangegangenen Folgen versteckt waren.
Der Grundgedanke des TEEA-Ansatzes gilt also weiterhin: Der erwachsene (abendländische) Mensch entwickelt in neun wesentlichen Ebenen seiner Existenz so etwas wie "Glaubenssätze", also verinnerlichte Regelsätze, die mehr oder weniger bewusst sein können und mehr oder weniger direkt mit seinem Handeln verbunden sein können. Diese Verbindung herzustellen, kann als eine wesentliche Aufgabe einer „aufklärenden" Existenzebenenanalyse angesehen werden. Das hier wiederholte Trichter-Bild rechts (und unter dem Text) stellt diese Zusammenhänge übersichtlich dar.
Dimensionen des eigenen Lebens - Erläuterungen zum Trichter-Bild des philosophischen Coachings und zu einigen seiner Begriffe oder Wortbilder:
- Der Einflusskreis des Lebens ...
... verweist in der Überschrift und mit den beiden Kreislauf-Pfeilen in der Grafik darauf, dass der einzelne Mensch, von dem wir hier jeweils reden, in seinem realen (biografischen, denkerischen) Leben sich selbst immerzu auf allen Ebenen beeinflusst und "entwickelt", wobei allerdings in der Regel kein Entwicklungskern und -ziel anzugeben ist. Die Bewegung in den Ebenen ist gewissermaßen das individuelle Leben als beschreibbares Gesamtphänomen.
- Basis-Intuitionen und Als-ob-Lebenskonstrukte ...
... benennen die zwei grundlegenden Seiten der individuellen Lebensperspektivik. Es gibt für jemanden zu einer Zeit in einer Welt stets gewisse Basis-Intuitionen, die nur mit erheblicher theoretischer Ablenkungsenergie von irgendwoher "abzuleiten" sind. Sie sind als Sinn- oder Wissens-Hintergründe faktisch wirksam im Denken und Handeln einer Person, ohne dass diese Person sie "kennen" müsste. Was sie eher kennt, ist normalerweise und im reflektiertesten Fall ein Als-ob-Lebenskonstrukt auf einem bestimmten Feld, beispielsweise eine moralische oder politische "Ansicht", deren grundsätzliche Relativität erkannt ist, die aber dennoch wie eine tragende "Wahrheit" für das eigene Leben behandelt und gelebt wird.
- Schichtung: Glauben, Werte, Sein ...
... sind drei intuitiv auffassbare Begriffe, die die Ebenen in größere Gruppen oder Schichten des Seins zusammenfassen. Der Glaubensbereich umfasst alle Felder und philosphischen Fragewelten, die auf das Transzendieren der natürlichen und gesellschaftlichen Seinsbedingtheiten zielen. Der Wertebereich stellt die Felder zusammen, in denen der Mensch als einzelner, als Gesellschaft und als Natur-Wesen mit seinem Wollen prinzipiell leitenden Einfluss nehmen kann. Der Seinsbereich (im engeren Sinne des Seinsbegriffes) bezieht sich auf die basalen Seinsebenen, in denen der Einzelne auf eine mehr oder weniger bestimmte "Frequenz" des Lebens "gestimmt" ist, was sowohl leibnah als auch gesamtindividualistisch (etwa als Lebenshaltung) beschrieben werden kann.
Bei all dem gilt: Der reflektierende Mensch kann sich und sein eigenes Leben samt seiner 9 Ebenen bzw. 3 Schichten sowohl objektivierend als auch subjektivierend wahrnehmen und beschreiben. In objektivierender Haltung versucht er, diskursive Beschreibungen und Erklärungen aufzubauen und sich "etwas klar zu machen". In subjektivierender Haltung erlaubt er sich, das ihn jeweils Betreffende direkt zu "erleben". Im Wechsel dieser Perspektiven findet er eine Art "Selbst-Bild", ohne diesen Prozess jemals abschließen zu können. Wohl aber kann aus diesem Selbst-Prozess mit Hilfe der Ebenen-Arbeit ein denkendes und handelndes Selbst-Bewusstsein erwachsen, das ein jedenfalls relativ "klares" oder sogar "freies" Wählen (Entscheiden) in der existenziell kurzen Lebenszeit ermöglicht, soweit so etwas dem Menschenwesen überhaupt gegeben ist. Aber wer stets strebend sich bemüht ... – na, Sie wissen schon.