Reden halten kann jeder – und Präsentationen vorführen sowieso

Grundsätzlich scheint mir die Aussage dieser Überschrift schon zu stimmen, wenn es auch manchmal Mühe macht. Aber viele Menschen, die vor kommunikativen Aufgaben vor Publikum stehen, haben erst einmal Zweifel – an ihren inhaltlichen Ideen, an ihrer textlichen und präsentationstechnischen Umsetzung, auch an sich selbst als Auftretenden. Vor allem haben sie zwei Hürden zu nehmen: den Rede-Text (mit oder ohne visuelle Begleitung) und die Auftrittsangst. Der Ghostwriter und Rede-Coach hilft da gern. Heute beginnen wir mit einer losen Reihe von Beiträgen mit Tipps zum Selber-Lernen in diesem weiten Feld von Reden-Halten und Präsentation.

Zum Einstieg gibt es erst einmal eine kleine Klarstellung zur Unterscheidung von „Rede“ und „Präsentation“, denn sie ist wesentlich für das Selbstverständnis und die Wirkungsmöglichkeiten von Sprechern.

Der Redner „sprechdenkt“ (so sagen bekannte Rede-Forscher) in gebundener Vortragssprache nach (zuvor mehr oder weniger ausgeschriebenem) Manuskript, das nach verschiedenen Anlässen, Aufgaben und Schemata gebaut ist. Er steht in ständigem Kontakt zu seinem Publikum, ohne sich durchgängig anzubiedern. Er denkt weitgehend adressatenorientiert, ist geistig voll „anwesend“ – und korrigiert sich ggf. auch im Redeverlauf in Ansprache-Stil und Wortwahl, um sich nach eigenem Anspruch „spürbar“ verständlich zu machen.

Der Präsentierende ist in der durchgesetzten Realität sprachlich weniger anspruchsvoll und spricht gern von sich. Er versucht, möglichst in ganzen Sätzen, aber deutlich freier als der Redner und auch improvisierend, sein Sach- oder Verkaufsthema durchzuarbeiten und dazu Bilder mit mehr oder weniger kommunikativer Wirkungskraft zu zeigen. Der bessere Präsentator zeigt dabei nicht ständig auf seine ppt, sondern vertraut seinen ans Publikum gerichteten eigenen Worten; der Powerpoint-Normalo weiß leider wenig vom Sinn geschlossenen (auch grammatisch korrekten) Sprechens und versteigt sich häufig stark ins absenderorientierte Ich-Erzählen nach eigenem Spaß-Geschmack. Da klinkt sich das Publikum gern mal aus.

Der Redner kann bei seinem Auftritt frei stehen, aber auch am Pult gekonnt „vorlesen“ (auch dafür gibt es Techniken mit Publikumsbezug). Der bessere Präsentator sollte nicht wie leider üblich wild hin- und herrennen (nach dem missverstandenen amerikanischen Modell), sondern sich um Geschlossenheit des Auftritts auch im Körperverhalten bemühen, auch wenn es schwerfällt. Dann hört das Publikum auch zu und „übersieht“ vielleicht auch mal all die verwirrenden, meist inhaltsarmen Grafiken und Bilder, vor denen der Präsentierende sitzt, steht oder geht.

Die Einstiegsbotschaft hinter diesen leisen Andeutungen lautet: Es geht in jedem Fall für Redner wie Präsentatoren darum, den eigenen Worten im Augenblick des Sprechens zu vertrauen – und eben nicht von der früher viel zitierten „Bleiwüste“ in textorientierten Druckprodukten in die „Bildwüste“ von oft leeren Scheinillustrationsbildern zu fallen und dort gemeinsam mit dem Publikum intellektuell zu verdursten. „Sprech-Denken“ ist kein schlechtes Wort, wenn es um Reden und Präsentationen geht, die eine Chance auf Wirkung haben, weil sie ganz gegenwärtig bei der Sache und beim Publikum sind. Auch das kann man lernen und üben...

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